Kultivierung von Weißwürmern (Enchytraeus albidus)

  • By: Sam Richards
  • Date: Mai 31, 2022
  • Time to read: 6 min.

Enchytraeus (Enchytraeus albidus) werden in der Literatur gelegentlich auch als „weiße Würmer“ oder Borstenwürmer bezeichnet und gehören – wie Regenwürmer – systematisch zum Stamm der Ringelwürmer (Annelida). Sie sind eine ausgezeichnete Nahrung für Fische, Reptilien und Amphibien.

Enchytraeus können bis zu 50 mm lang werden, sind relativ zart gehäutet, weiß bis gelblich gefärbt und oft mehr oder weniger durchsichtig. Sie erreichen in der Regel ein Alter von 2 – 9 Monaten, manchmal auch länger. Die Entwicklung vom Ei zum geschlechtsreifen Tier dauert etwa 5 – 7 Wochen.

Großer Artenreichtum

Die weißen, gelben oder durchsichtigen Würmer, die auf den ersten Blick wie Spaghetti aussehen, sind weltweit mit über 650 Arten vertreten (außer in der Antarktis). In Mitteleuropa sind zwischen 200 und 300 Arten zu finden. Der lange dünne Körper kann bis zu 3 cm lang werden. Die Enchyträen teilen sich wiederum in mehrere Arten auf. Nicht jede Art wird so lang. Wenn die Enchyträen durchsichtig sind, kann man ihr Inneres, d.h. ihren Darminhalt, sehen, denn auch ihr Blut ist durchsichtig. Die Zirkulation des Blutes wird durch das Herz (kontraktiles Blutgefäß) verursacht. Es zieht von der hinteren Gürtelregion nach vorne zum dorsalen oberen Gürtelganglion, wo es sich wieder zurückzieht.

Bei erwachsenen Enchytraeus folgen auf das erste borstenlose Segment (Peristomium) bis zu 70 Borstensegmente. Jedes einzelne Segment ist mit zwei dorsalen und zwei ventralen Borstenbündeln aus zwei bis sechs Borsten versehen. Der Gürtel befindet sich auf den Borstensegmenten 12 und 13. Da Enchytraeus in der Regel bisexuell, d. h. zwittrig sind, lassen sie sich leicht vermehren. Die männliche Geschlechtsöffnung befindet sich auf Segment 12 und die weibliche auf Segment 13. Die Samentasche befindet sich auf dem fünften Segment.

Enchytraeus Lebensraum

Aufgrund der Verschleppung sind die Arten heute weltweit nicht mehr so leicht voneinander zu trennen und das Vorkommen der einzelnen Enchytraeus-Arten ist nicht mehr auf einzelne Gebiete oder Kontinente beschränkt. Zudem ist das Aussehen der Arten meist so ähnlich, dass sie nur unter dem Mikroskop durch die Analyse der Spermien voneinander unterschieden werden können. Die Tiere sind auf Feuchtigkeit in ihrem Lebensraum angewiesen, da sie dadurch ihre Haut benetzen. Man findet sie sowohl in Salz- als auch in Süßwasser, wie Pfützen, Teichen, Seen und Meeren, aber auch am Strand im feuchten Sand.

Die meisten Arten leben jedoch nicht im Wasser, sondern auf feuchtem Boden, das heißt, der Lebensraum ist terrestrisch. Überall dort, wo der Boden feucht genug ist und nicht austrocknet, wie zum Beispiel auf Wiesen und Feldern oder dem Komposthaufen, finden die Würmer bis zu 40 cm tief im Boden einen idealen Lebensraum. Je weniger Regenwürmer im Boden vorhanden sind, desto mehr vermehren sich die Enchytraeus-Würmer. Dies ist besonders bei sehr sauren Böden oder starker landwirtschaftlicher Nutzung der Fall.

Siedlungsdichte

Die durchschnittliche Populationsdichte beträgt bis zu 100.000 Exemplare pro Quadratmeter Erdoberfläche. In einigen Fällen wurden auf einem einzigen Quadratmeter Moorland in England bis zu 290.000 Exemplare gezählt. Eine solche Masse und Dichte in einem sehr begrenzten Lebensraum kommt jedoch nur bei bestimmten Arten vor. Eine weitaus größere Artenvielfalt, jedoch mit einer geringeren Dichte des Vorkommens, kommt in leicht sauren und auch kalkhaltigen Böden vor. Unter guten Bedingungen im Lebensraum leben die Enchytraeus von 100 Tagen bis über ein Jahr.

Enchytraeus in der Natur

In der Natur besiedeln sie die Streuschicht und den oberen, humusreichen Mineralboden. Ihr Vorkommen und ihre Verteilung im Boden hängen vom Grad der Bodenfeuchtigkeit, dem pH-Wert, dem Nahrungsangebot und der jeweiligen Konkurrenzsituation ab.

Sie ernähren sich von Bakterien, Pilzen, totem organischem Material und angereichertem Mineralboden. Enchytraeus können keine Tunnel graben und sind daher auf lockeren Boden angewiesen.

Nahrungsaufnahme

Die Nahrungsaufnahme von Enchytraeus ist saprophytisch. Faule Pflanzenreste werden zusammen mit der Mikroflora (Bakterien, Protozoen, Pilze) über die Mundporen aufgenommen. Das hervorstehende Maul wird auf Nahrungspartikel gepresst, die darauf liegen bleiben und dann eingezogen werden. Das Endprodukt ist modriger Humus.

Die Vermehrung des Enchytraeus

Damit wir Enchytraeus richtig züchten können, müssen wir zunächst verstehen, wie sie sich fortpflanzen. Enchytraeus werden auch Gürtelwürmer genannt, aber dieser Gürtel, der für die Fortpflanzung bestimmt ist, wird nur bei voll entwickelten, d.h. geschlechtsreifen Würmern gebildet. An diesem Gürtel befinden sich die Peniszwiebel und die Reifung der Eier. Drüsenzellen am Gürtel bilden den Kokon, d.h. das Ei und die erforderliche Kokonflüssigkeit. Damit der Gürtelwurm sich fortpflanzen kann, legt er seine Körperteile übereinander, so liegen das fünfte und zwölfte Segment übereinander.

Dabei verändert sich der Druck der Coelomflüssigkeit, und der Peniswulst wird ausgebeult. Wie wir bereits gelernt haben, sind die meisten Arten Zwitter, aber Enchytraeus benutzen einen anderen Sexualpartner, um sich fortzupflanzen. Bei diesem Vorgang wird der herausgewölbte Peniswulst in die Öffnung der Spermathek des Partners eingeführt. Die Spermien werden gespeichert und die Befruchtung findet außerhalb des Körpers statt. Nach Beendigung des Fortpflanzungsaktes wird der Peniswulst durch Muskeln zurückgezogen. Enchytraeus sind bilateral angeordnet, d. h. alle Fortpflanzungsorgane befinden sich paarweise im selben Abschnitt.

Die Eiablage

Im nächsten Schritt beginnt die Eiablage, auf die man ein paar Tage warten muss. Der Gürtel bildet die Kokonhülle und bringt mindestens ein, meist aber mehrere dotterreiche Eier ein. Der Gürtel ist jetzt viel dicker als im Normalzustand. Ist der Kokon vorbereitet und bereit für die Befruchtung, kriecht der Gürtelwurm rückwärts durch den kreisförmig aufgebauten Kokon, bis die Öffnung des Spermathekals des Wurms auf Höhe des Kokons liegt. Erst jetzt können die Spermien in den Kokon eindringen. Nach diesem Vorgang verlässt der Gürtelwurm den Kokon und dieser schließt sich. Dadurch erhält er die Form einer Zitrone. Um zu verhindern, dass der befruchtete Kokon austrocknet, wird er noch mit Erdpartikeln bedeckt. Besonders fruchtbare Exemplare geben bis zu einem Kokon pro Tag frei.

Die Temperatur muss möglichst konstant bei 21° C liegen. Dann schlüpfen nach etwa neun Tagen die jungen Enchytraeus-Larven. Bereits acht Tage später sind die jungen Gürtelwürmer geschlechtsreif. Nach dem Schlüpfen haben die kleinen Enchytraeus nur 17 bis 21 Segmente. Bis sie geschlechtsreif sind, wachsen sie. Bei anderen Enchytraeus-Arten, wie z. B. Enchytraeus fragmentosus, erfolgt die Fortpflanzung durch Teilung. Nicht nur in der Zucht kann diese Art durch Teilung künstlich vermehrt werden, sondern auch in der Natur zerfällt diese Art in mehrere Teile. Nach einigen Tagen werden wieder neue Enchytraeus gebildet.

Enchytraeus-Zucht

Die Haltung und Zucht von Enchytraeus ist relativ einfach. Sie erfordert lediglich eine regelmäßige Kontrolle und ein paar einfache Nahrungsmittel. Die Zucht erfolgt in Behältern (Kunststoffbehälter, Holzkisten o. ä.) mit einem gut schließenden, aber perforierten Deckel, der mit einem Fliegengitter gegen Ungeziefer geschützt ist.

Diese werden zu etwa 3/4 der Höhe mit Walderde oder einer ähnlichen lockeren und künstlichen, düngerfreien Erde (z.B.: spezielle Enchytraeus-Zuchterde oder reine Kokosfasern) aufgefüllt. Tonhaltige Erde ist nicht geeignet. In der Mitte des Behälters eine Vertiefung für den Futterbrei lassen und eine Abdeckscheibe darüber legen. Die Fütterung erfolgt alle 3-4 Tage.

Es dauert etwa 6 Wochen, bis der erste Enchytraeus geschlechtsreif wird und sich fortpflanzt, aber dann geht es sehr schnell.

Ein gutes Futter besteht aus Gemüse und Haferflocken. Eine Mischung aus Blumenkohl, Karotten und Kartoffeln, weichgekocht und zu einem Brei püriert, hat sich sehr bewährt. Fügen Sie etwas Salz (3 Teelöffel pro Kilo der Mischung) und Haferflocken hinzu, um die Mischung fester zu machen. Bei Bedarf können Mineralien oder Fischfutterflocken beigemischt werden, um den Nährwert der Würmer zu erhöhen.

Ein bemerkenswerter Vorteil von Enchytraeus ist, dass sie über ihre Nahrung mit Wirkstoffen wie Medikamenten, Vitaminen usw. „geimpft“ werden können, die dann über die Fütterung an die Fische weitergegeben werden.

Hat Ihnen dieser Tipp gefallen? In unserem Newsletter geben wir Ihnen saisonale Kompost-Tipps zu Wurmkisten, Bokashi-Eimern und anderen Kompostierern. Melden Sie sich jetzt an, um das eBook „Besser kompostieren“ kostenlos zu erhalten.c

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.